Armin B. Pauly
Architekt Dipl.- Bauingenieur
Sachverständiger für Natursteinarbeiten
Von der Handwerkskammer Düsseldorf öffentlich bestellter und vereidigter
Sachverständiger für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk
Beratung – Besichtigung – Gutachten
Information & kurzfristige Erreichbarkeit unter:
Armin B. Pauly
Brühlerstr.21-23
42657 Solingen
Tel.: 0212 . 202433
Tel.: 0212 . 202116
Fax.: 0212 . 205713
Fassaden, Treppen, Boden und Wandbeläge,
Denkmale, Massiv-Arbeiten und Restaurierung
Sicherungs – und Sanierungsvorschläge
Ausführungskontrolle
E-Mail: armin@pauly-sv.de
Referenzen
Gutachten und technische Beratung zur Überprüfung der Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit von Fassadenbekleidung aus Naturstein (z.B. vorgehängte, hinterlüftete Fassade):
Zustandserfassung der Fassade
Prüfung und Beurteilung von:
Befestigungstechnik, Konstruktion und Verankerung
Bestimmung und Prüfung technischer Werte
Gesteinsproben und Tests durch akkreditierte Prüflabors
Kartierung von Schadensbildern
Statische Nachrechnung (Statische Kontrolle eingebauter Platten) und Beurteilung der Standsicherheit auf Basis der erhobenen Daten:
Notwendige Sofortmaßnahmen
Vorschläge zur Fassaden-Sicherung und -Sanierung/Mängelbeseitigung
Überwachung und regelmäßige Überprüfungen, Wartungen und Massnahmen zur Schadensbeseitigung oder Warnhinweise zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit.
Auf den nachfolgenden Bildern sind beispielhaft einige Situationen zu v.g. dargestellt…
Publikationen
Fassadenbekleidungen mit hinterlüfteten Marmorplatten –
Korrosion der Anker, Verformung der Marmorplatten
Marmorplatten geringer Dicke haben sich als Fassadenbekleidung nicht bewährt. Durch Verformung und Festigkeitsminderung der Marmorplatten sowie durch Korrosion der Stahlanker sind ältere Fassadenbekleidungen absturzgefährdet.
Sachverhalt
Die Fassaden eines mehrgeschossigen Verwaltungsgebäudes wurden 1965 mit Marmorplatten aus griech. Cristallino „Alexander“ bekleidet. Als Tragekonstruktion der Fassadenplatten dienten im HLZMauerwerk eingemörtelte Edelstahlwinkel und Stahlvollstäbe, an die verzinkte T-Profile angeschweißt waren (Abb. 1, 2).
Die Fassadenplatten im Rechteckformat 55 x 90 cm‘ und 110 x 30 cm’und nur 20 mm (!) Dicke erhielten inder waagerechten Fuge eine mittige Schlitzung von 5 bis 10 mm Breite und wurden damit auf die verzinkten T-Profile in einem Wandabstand von 60 bis 120 mm aufgesetzt. Sämtliche Fugen wurden mit mineralischem Fugenmörtel geschlossen. Bewegungsfugen hat man nicht angelegt.
Inzwischen haben sich folgende Schäden gezeigt:
– An mehreren Platten der Straßenfront und des Mitteltraktes wurden in der waagerechten Fuge Risse und Abplatzungen in der Breite des T-Profils festgestellt.
– An der Straßenfront wurden die T-Profile sichtbar und zeigten Rost (Abb. 4).
– Am Mitteltrakt wurden an den Fassadenplatten im oberen Bereich konkave Wölbungen (15 mm Stich maß) (Abb. 3), Abplatzungen in der waagerechten Fuge und Abrisse an den Platten ecken sichtbar. Sturzplatten über den Fenstern zeigten Haarrisse.
Ursachen
An der Straßenfront (Nordostseite) wurden die verzinkten T-Profile der Tragekonstruktion durch die Aggressorien der Luft (Hauptverkehrsstraße) in Verbindung mit Wasser angegriffen und korrodierten. Die Korrosion hat durch ihre Volumenzunahme zu Absprengungen bei den Fassadenplatten im Bereich der Nuten geführt und durch ihre Querschnittsschwächung die Tragfähigkeit der Unterkonstruktion verringert.
Am Mitteltrakt (Südwestseite) im oberen Bereich resultierten die Absprengungen überwiegend aus konkaven Verwölbungen der Fassadenplatten (Abb. 3), die durch Temperaturdifferenzen (Sonnen bestrahlung, unterschiedliches Austrocknen der inneren und äußeren Plattenseite) entstanden sind, und aus verankerungsbedingten Zwängen (keine Bewegungsfugenanordnung bei einer Fläche von ca. 20 m x 12 m).
Die mit nur 20 mm zu geringe Plattendicke und die nachlassende innere Gefügespannung des Gesteins begünstigten noch zusätzlich die Abplatzungen.. Die Risse an den Fensterstürzen und an den Plattenecken wurden durch das Fehlen von Bewegungsfugen und die sich aufbauende Belastung durch die geschlossene mineralische Verfugung verursacht. Durch den Zustand der Tragekonstruktion (an der Straßenfront), das Verfugen mit mineralischem Mörtel und das Fehlen von Bewegungsfugen, wurden die Fassadenplatten nicht einzeln gehalten und es können sich somit Lastfälle ergeben, die zum Absturz von Bekleidungsplatten bzw. ganzer Flächen führen.
Sanierung
Wegen der Gefahr des plötzlichen Herabstürzens von Fassadenplatten ist die Sanierung der Natursteinfassaden nur durch eine vollständige Entfernung der Bekleidung möglich. Vorgesehen ist, die Fassadenplatten der Straßenfront umgehend zu entfernen und durch eine Metallfassade zu ersetzen sowie den Mitteltrakt durch ein Schutzgerüst abzusichern und anschließend zu erneuern.
Stellungnahme
Die Fassadenkonstruktion war schon zum Zeitpunkt der Ausführung mit Risiken behaftet und entsprach nicht den anerkannten Regeln der Technik [1]:
– Verwendung von Ankern aus verzinktem Stahl, anstelle von Ankern aus nichtrostendem Stahl.
– Wahl einer nicht ausreichenden Gesteinsdicke.
– Verhinderung einer spannungsfreien Einzelaufhängung aufgrund der Tragekonstruktion mit T-Profil und die vollflächige kraftschlüssige Verfugung mit mineralischemFugmörtel.
Konservative Natursteinleute lehnten es schon vor 30 Jahren ab, Fassadenbekleidungen aus Marmor mit geringer Dicke zu erstellen. Der Wunsch der Bauherren und Architekten nach einer weißen, hellen Natursteinfassade ließ manchen Fachmann – insbesondere nach einem statischen Nachweis – seinen Widerstand aufgeben. Mittlerweile hat sich aufgrund von Untersuchungen gezeigt, daß die Festigkeit kristalliner Gesteine im Laufe von 20 Jahren bis zu 60% nachlassen kann [2].
Ältere Fassadenbekleidungen sollten überprüft werden, ob sie noch genügend standsicher sind [3].
Armin B. Pauly
aus: Bauschäden-Sammlung, Band 12, Günter Zimmermann (Hrsg.), Stuttgart: Fraunhofer IRB Verlag, 1999 Literatur
[1] Schaupp, W: Natursteinbekleidungen von Außenwänden. Steinmetz und Steinbildhauer, Jg. 1960,H. 12, Verlag Callwey, München.
[2] Stocksiefen, W: Hinterlüftete Fassadenbekleidung mit Marmorplatten, konkave Verformung, Rißbildung, Ausbrüche. DAB 1990, H.7, S. 1137; auch in BauschädenSammlung Band 8, S. 76, Stuttgart. Fraunhofer IRB Verlag. Telefax (07 11) 9 70-25 08.
[3] Stocksiefen, W : Hintermörtelte Fassadenbekleidung aus Dolomitplatten,